"Das Schloss kommt in gute Hände"




Ernst Schegg verkauft Greifenstein an den Degersheimer Unternehmer Christian Krüger



Nach zwei Jahren hat Ernst Schegg nun einen geeigneten Käufer für Schloss Greifenstein in Thal/Buechen gefunden. Der neue Besitzer, Christian Krüger aus Degersheim, wird das Landgut im gleichen Sinn weiterführen.

THAL. In der Eingangshalle von Schloss Greifenstein steht immer noch der geschmückte Christbaum, "wir wollten damit die Zeit anhalten". Doch der Frühling naht mit Riesenschritten, und in wenigen Wochen heisst es Abschied nehmen. Am 1. Mai ziehen Ernst Schegg und Silvia Weder Schegg zusammen mit Sohn Michael Schegg ins Direktionsgebäude der ehemaligen "Viscose" in Widnau.

Heimtückische Krankheit

Dreissig Jahre war Ernst Schegg stolzer Besitzer des Landgutes Schloss Greifenstein. Nie hatte er daran gedacht jemals von hier wegzugehen. Doch ein heimtückischer Virus machte seine Pläne jäh zunichte, und durch die damit verbundene Invalidität wurde er schliesslich gezwungen, sich mit dem Verkauf des Anwesens auseinanderzusetzen. "Mit meiner körperlichen Einschränkung , macht es keinen Sinn, die 80000 Quadratmeter weiterhin zu unterhalten". Das neue Heim in Widnau umfasst "nur" 3500 Quadratmeter, wobei ein grosser Teil Parkplätze sind. Aber es ist gross genug für Scheggs umfassende Kunstsammlung: "Ich werde auch in Widnau wieder etwas in dieser Richtung aufbauen."

Gleiche Wellenlänge

Eines sei für Ernst Schegg und Ehefrau Silvia von Anfang an klar gewesen, "als Käufer kommt nur in Frage, wer das Schloss im gleichen Geist weiterführen wird". Zwei Jahre haben sie sich Zeit gelassen, um die richtige Gelegenheit abzuwarten: "Das Schloss kommt in gute Hände. Bei Herrn Krüger haben wir sofort gespür, dass wir die gleiche Wellenlänge haben. "lm Gegensatz zu vielen anderen Interessenten habe er bei seinem ersten Besuch im Schlosshof inne gehalten und sich umgesehen, "wer das nicht gemacht hat ist von vornherein nicht in Frage kommen". Beeindruckend sei auch Christian Krügers grosses Engagement für benachteiligte Menschen, "er unterhält in Indien ein eigenes Kinderhilfswerk, wo er mehrmals jährlich persönlich zum Rechten schaut". Auch die soziale Verantwortung für die Mitarbeiter seiner Firma sei weitherum bekannt.

Christian Krüger ist Inhaber der Krüger+Co. AG mit Hauptsitz in Degersheim, Spezialist für Entfeuchtung, Heizung und Klimatisierung. Neben zehn Stützpunkten in der gesamten Schweiz gehören auch drei Niederlassungen in Deutschland dazu. Da er es nicht schätzt in irgendeiner Art im Rampenlicht zu stehen, wollte er persönlich keine Auskunft über den Erwerb von Schloss Greifenstein geben.

Schumi war kein Thema

In den vergangenen zwei Jahren haben die Scheggs Bekannt schaft mit verschiedensten Bewerbern gemacht und dabei Unterschiedliches erlebt. Einer beabsichtigte, Zweizimmerwohnungen einzubauen, ein anderer wollte das Schloss nur als Feriendomizil benützen, und auch "sektenähnliche" Typen seien dabei gewesen. Aber entgegen zahlreicher Zeitungsberichte habe man mit Michael Schumacher nie Kontakt gehabt. Und wenn es denn so gewesen wäre? "Wir hätten ihn zuvorkommend behandelt wie alle andern auch."

Auch der Thaler Gemeinderat hat den Abschluss der Verkaufs-verhandlungen mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Gemeinde-präsident Robert Raths: "Wir schätzen es sehr, dass würdige Besitzer gefunden wurden. Die Familie Krüger geniesst einen ausgezeichneten Ruf"

Nachdem nun alles zu einem vorläufig guten Ende gekommen ist blicken Ernst und Silvia Schegg mit Zuversicht in die Zukunft. "Wir werden mit der Familie Krüger in freundschaftlicher Verbindung bleiben und danken ihr, dass das ehemalige Wohnhaus und heutige Museum von Charles Hug der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich sein wird."



Gisela Tobler - Dornbierer

St. Galler Tagblatt, 16. März, 2001